Kabinettorgel

Eines der ersten Restaurierungsobjekte, dem ich mich als junger Geselle in England widmen konnte, war eine Bureau-Orgel aus Norddeutschland, welche durch eine Auktion in den Besitz von Christopher Hogwood gelangt war. Das Instrument wurde wohl deshalb Teil seiner wunderbaren Sammlung von Tasteninstrumenten, weil es durch berühmte Hände gegangen war. Kurz vor dem zweiten Weltkrieg gelangte es mit seinen Besitzern von Hamburg nach New York, wurde dort nach Yale ausgeliehen und von Paul Hindemith und seinen Studenten instandgesetzt und benutzt. Diese Begebenheit konnte durch einen reizenden Brief Hindemiths an die Besitzer belegt werden. Ferner existiert ein von Helmut Walcha vor dem Krieg abgefasstes, enthusiastisches Gutachten über das Instrument.

Die Orgel ist schlicht und unauffällig. Sie wirkt wegen des nicht originalen, aber dilletantischen Gehäuses wie Stückwerk. Aber im Verlauf des Restaurierens konnte ich feststellen, daß es ein in sich geschlossenes und genau abgezirkeltes Werk ist, welches vermutlich aus der Mitte des 18. Jahrhunderts stammt.

Daß ich mich viele Jahre später dazu entschloss, genau dieses, sehr spezielle Instrument zu kopieren, war wohl vor allem eine intuitive Entscheidung. Als ich jedoch die fertige Kopie während zwei Jahren immer wieder bespielen konnte, wurde ich im nachhinein bestätigt. Die Transparenz, Wärme und angenehme Körperlichkeit der beiden Gedackte in 8 und 4fuß- Lage bieten eine farbige und gestaltbare, dabei verblüffend umfassende Klanglichkeit für ein Übeinstrument.

Mittlerweile hat diese Orgel in Dresden ein neues Zuhause gefunden und wird fast jeden Tag von den Besitzern zum Musizieren genutzt. Sie diente als Keimzelle für die von mir gebauten Hausorgeln.

[Hausorgeln]